Es duftete nach frischem Laugengebäck im Rathaus der Stadt Nidda. Auf Einladung des Bürgermeisters Hans-Peter Seum verkauften Klienten der Tagesförderstätte der Behindertenhilfe Wetteraukreis im Rahmen eines Sozialraum-Projektes Brezeln, die sie zuvor selbst gebacken hatten.

Frisch gebacken und verkauft

Die Aufregung war groß am frühen Donnerstagmorgen, bevor der Brezelverkauf startete. Rund 50 Brezeln mussten frisch gebacken und verpackt werden. Besonders die beiden Klienten, Sabrina und Jakub, die den Verkauf abwickeln sollten, freuten sich auf ihre Aufgabe. Rechtzeitig zur Frühstückspause, kamen sie mit den beiden Betreuern Melanie Schneider und Andreas Wilhelm sowie der Leitung der Tagesförderstätten, Christine Winkler, im Niddaer Rathaus an – die Körbe mit Brezeln im Gepäck. Dort wurden sie zuerst einmal von Bürgermeister Hans-Peter Seum begrüßt. Er war auch der erste Abnehmer der leckeren Backwaren.

Beim anschließenden Gang durch das Rathaus traf die Gruppe auf viele Kunden, die sich über den Brezelverkauf zur Frühstückszeit freuten. Jakub teilte die Brezeln aus, Sabrina kassierte und verwahrte den Geldbeutel sicher. So hatte jeder seine eigene Aufgabe, die so gut bewältigt wurde, dass viele Mitarbeiter im Rathaus die bhw direkt zu weiteren Brezelverkaufen einluden.

sozialraum-projekt

„Wir freuen uns sehr, dass wir hier in diesem großen Rahmen Erfahrungen für unser Sozialraum-Projekt sammeln konnten“, sagten die beiden Betreuer nach dem Verkauf. Melanie Schneider, Heilerziehungspflegerin, und Andreas Wilhelm, Erzieher, hatten die Idee für das Projekt Ende 2017 durch Hospitationen in einer anderen Einrichtung der Behindertenhilfe gewonnen und bei der bhw umgesetzt. Sozialraum-Projekte haben den Zweck, die lebenspraktische Förderung für die Klienten in der Tagesförderstätte zu gewährleisten, einfache Arbeitsabläufe zu trainieren und gleichzeitig eine stärkere Teilhabe der Klienten außerhalb der Tagesförderstätte zu erreichen, also den bekannten Ort „Tagesförderstätte“ zu verlassen und auf fremde Menschen und unbekannte Situationen zu treffen. Für viele Menschen mit Schwerst-Mehrfachbehinderung ist das eine besondere Herausforderung, gleichzeitig aber auch sehr wichtig für die persönliche Entwicklung. „Wir haben zusammen mit unseren Klienten alle Arbeitsschritte und Abläufe vom Einkaufen der Rohware, über das Backen, Verpacken und letztlich die sozialen Gepflogenheiten beim Verkauf eingeübt. Dabei ging es zum Beispiel darum, feinmotorische Fähigkeiten zu stärken, Küchenregeln zu lernen und zu beachten, soziale Kompetenzen auszubauen“, erklärt Andreas Wilhelm.

Die Klienten, die bisher am Brezelverkauf beteiligt und jetzt auch im Rathaus dabei waren, hatten viel Spaß dabei. „Aktionen wie den Brezelverkauf der bhw unterstützen wir gern“, betonte Bürgermeister Hans-Peter Seum. „Durch solche Projekte wird das Miteinander von Menschen mit und Menschen ohne Behinderung gelebt. Sie machen alle um eine wichtige Erfahrung reicher.“