Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, Schließung von Betrieben: Corona stellt viele, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Viele sind inzwischen in ihrer Existenz bedroht und müssen auf staatliche Unterstützung hoffen. Andere haben deutlich mehr Arbeit zu bewältigen. Bei der Behindertenhilfe Wetteraukreis gGmbH (bhw) war die Auftragslage im vergangenen Jahr sehr ungleich.
Die bhw ist ein soziales Dienstleistungsunternehmen im Wetteraukreis. In den vier Werkstätten arbeiten rund 370 Menschen mit einer geistigen Behinderung. Das Arbeitsangebot ist vielfältig: Es reicht von Konfektionierungs- und Verpackungsarbeiten, über Metall- und Holzverarbeitung, Aktenvernichtung, die Entsorgung von alten Elektrogeräten bis hin zu den Küchenbetrieben und der Textilveredelung. „Das Arbeitsangebot in unseren Werkstätten richtet sich nach den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter“, sagt Claus Kilian, der bei der bhw Ansprechpartner für die Geschäftskunden ist. Denn die bhw erfüllt nicht nur die Aufträge der Kunden, sondern fördert vor allem mit jedem Arbeitsangebot die Mitarbeiter ganz individuell. „Deshalb haben wir diese vielen unterschiedlichen Arbeitsbereiche und ganz verschiedene Geschäftskunden“, erklärt Kilian. „Man kann sich das vorstellen wie viele verschiedene kleine Unternehmen unter einem Dach.“ Das alles will koordiniert und organisiert werden. Im vergangenen Jahr war das eine der größten Herausforderungen für die bhw.
Corona: gleichzeitig Auftragseinbruch und Mehrarbeit
In einigen Bereichen ist die Arbeit komplett weggefallen. Die Küchenbetriebe beispielsweise, normalerweise insgesamt rund 1500 Mahlzeiten pro Tag kochen und vor allem Schulen und Kindergärten mit Mittagessen versorgen, haben deutlich weniger zu tun, solange die Einrichtungen geschlossen sind oder die Präsenzpflicht ausgesetzt ist.
In anderen Bereichen war das Arbeitsaufkommen fast nicht mehr zu bewältigen. Viele Menschen haben den Lockdown im vergangenen Frühjahr dazu genutzt, zu Hause auszumisten. Die Mengen an Elektrogeräten, die in der Elektroaltgeräte-Entsorgungswerkstatt (EEW) der bhw in Glauburg angeliefert wurden, haben sich im Vergleich zu den Vorjahren fast verdoppelt. „Wir mussten plötzlich zwischen 12 und 15 Tonnen Elektroschrott pro Tag verarbeiten“, berichtet Kilian. In der EEW arbeiten 20 Mitarbeiter mit Behinderung, die monatelang riesige Stapel an alten Computern, Waschmaschinen, Mikrowellen … fachgerecht recyceln mussten. Gleichzeitig musste der Betrieb der systemrelevanten Bereiche aufrechterhalten werden: „Wir verpacken Brot und Besteck für Krankenhäuser. Die müssen jederzeit bedient werden“, sagt Kilian. Durchschnittlich 7000 Bestecksets und 3000 Scheiben Brot werden jeden Tag von 13 Mitarbeitern verarbeitet.
Umfangreiche Schutz- und Hygienekonzepte
Die Werkstätten für Menschen mit Behinderung waren im vergangenen Frühjahr durch eine Verordnung des Landes Hessen mit einem Betretungsverbot belegt. Menschen mit Behinderung durften die Einrichtungen nicht betreten. So sollten sie vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus geschützt werden. Für die Mitarbeiter war diese Zeit besonders schlimm. Viele von ihnen brauchen die Struktur im Alltag. Vielen haben auch nur an der Arbeit sozialen Kontakt. Deshalb sind die Werkstätten für Menschen mit Behinderung trotz steigender Corona-Zahlen und hoher Inzidenzen zurzeit nicht geschlossen. Stattdessen müssen sich die Mitarbeiter an strenge Hygienemaßnahmen halten: Einbahnstraßensysteme in den Werkstätten, Abstandsregeln, Maske tragen usw. Sie werden von den Gruppenleitern immer wieder auf die Regeln hingewiesen. „ Aufgrund unserer Schutzmaßnahmen sind die Mitarbeiter in den Werkstätten der bhw gut vor einer Ansteckung geschützt“, sagt Eva Reichert, Geschäftsführerin der bhw: „Das bestätigen auch die Zahlen. Bisher sind nur sehr, sehr wenige Infektionen in den Werkstätten aufgetreten.“ So ist es nicht nur verantwortbar, dass die Menschen mit Behinderung weiterhin zur Arbeit kommen. „Wir brauchen unsere Mitarbeiter, um trotz aller Widrigkeiten die Aufträge zu bearbeiten, die Produktion am Laufen zu halten und die mit den Geschäftskunden vereinbarten Ergebnisse zu liefern“, betont Reichert. „Denn wir wollen den Mitarbeitern mit Behinderung auch nach der Pandemie ausreichend Arbeitsplätze anbieten können und ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen“, so die Geschäftsführerin der bhw.
Fördern und fordern – mit spannenden Aufgaben
Die bhw ist daher auch immer auf der Suche nach neuen Aufträgen und Kunden. „Wir lernen gern Neues kennen, um die Förderangebote für unsere Mitarbeiter mit Behinderung auszubauen“, erklärt Kilian. Gemeinsam mit dem Geschäftskunden erarbeitet er einen Weg, mit den für die Mitarbeiter neuen Inhalten umzugehen. Dabei sieht sich die bhw als starker Partner der Geschäftskunden. „Wir kennen die hohen Anforderungen unserer Kunden und stellen uns darauf ein. Wir haben umfangreiche Erfahrungen aus Industrie und Wirtschaft, einen hohen Maschinenstandard und gut ausgebildete, motivierte Mitarbeiter“, betont Kilian. Dazu kommen Flexibilität, Qualität und Termintreue. Unternehmen, die derzeit Unterstützung brauchen oder einen Auftrag an die bhw erteilen wollen, können sich direkt an Claus Kilian wenden: telefonisch unter 0151 108 38042 der per E-Mail an c.kilian@bhw-wetteraukreis.de.