Neue Kooperation: Mit einer Ausbildung und einem Abschluss in der Tasche, sind die Chancen, einen guten Arbeitsplatz zu finden deutlich besser – auch für Menschen mit Behinderung. Deshalb bietet die Behindertenhilfe Wetteraukreis (bhw) ihren Klienten die Möglichkeit, eine ihren Fähigkeiten angepasste Ausbildung, eine sogenannte Teilqualifizierung, zu machen. Für die Teilqualifizierung zum Holzverarbeitungshelfer kooperiert die bhw jetzt mit der Beruflichen Schule Oberhessen (BSO).
Bausteine der Schreinerausbildung
In der zwei Jahre andauernden Qualifizierung werden den Teilnehmern in unterschiedlichen Bausteinen solide praktische und theoretische Grundlagen vermittelt. Wer Holzverarbeitungshelfer werden will, lernt in dieser Zeit den Werkstoff Holz kennen, schult seine handwerklichen Fähigkeiten, setzt seine Kreativität ein. Die Teilnehmer lernen, mit Werkzeugen und Maschinen umzugehen, auf Arbeitssicherheitsaspekte zu achten, Oberflächen zu bearbeiten, Holzprodukte zusammenzubauen. „Die einzelnen Bausteine der Qualifizierung sind abgeleitet von der Schreinerausbildung“, erklärt Wolfgang Leo, Abteilungsleiter der BSO. Er freut sich, dass die bhw wegen einer Kooperation auf die BSO zugegangen ist. Durch die Fusion der Berufsschulen in Nidda und Büdingen habe man für eine solche Zusammenarbeit mehr Spielraum, so Leo.
Erfahrung mit besonderen Zielgruppen
„Nachdem unser ehemaliger Kooperationspartner aufgrund von internen Umstrukturierungen die Zusammenarbeit beendet hat, haben wir eine Berufsschule in der Region gesucht, bei der unsere Klienten die theoretische Ausbildung machen können. Mit der BSO haben wir einen Partner gefunden, dem auch die Zielgruppe nicht fremd ist“, sagt die Leiterin des Berufsbildungsbereichs der bhw, Bettina Kopp. Der Fachlehrer für Holztechnik der BSO, Joachim Weis, betreut häufig Klassen für besondere Bildungsgänge, zum Beispiel Integrationsklassen, Schüler mit Migrationshintergrund oder Jugendliche mit problematischen Hintergründen. „Die BSO hat mit Herrn Weis einen Lehrer, der besonders gut mit Menschen umgehen kann und auch mit herausfordernden Zielgruppen viel Erfahrung hat“, so Wolfgang Leo.
Diese Erfahrung wird den Teilnehmern zu Gute kommen. Joachim Weis will die Methodik und Didaktik auf die Zielgruppe zuschneiden. „Um die theoretischen Grundlagen zu vermitteln, werde ich die Lerninhalte so aufbereiten, dass sie sehr einfach zu verstehen sind. Wir werden zum Beispiel sehr viel mit Bildern arbeiten“, erklärt der Fachlehrer. Er will eng mit den Fachkräften der bhw zusammenarbeiten, um die Teilnehmer erfolgreich zum Abschluss zu führen.
Theoretische und praktische Qualifizierung
Aktuell nehmen fünf Klienten der bhw an der Teilqualifizierung zum Holzverarbeitungshelfer teil. Den dritten Baustein, in dem sie das Messen und Anreißen mit den dazugehörigen Werkzeugen kennengelernt haben, schließen sie in dieser Woche mit einer Prüfung ab. Dann steigt die BSO zum vierten Baustein, in dem es um den Umgang mit Elektrowerkzeugen geht, in den theoretischen Unterricht ein. Der findet einmal in der Woche im Berufsbildungshaus der bhw in Bad Salzhausen statt. Die praktische Ausbildung machen die Teilnehmer in der Schreinerei der bhw in den Hirzenhainer Werkstätten mit dem Tischlermeister und Arbeitspädagogen Rainer Landmann.
Die Teilqualifizierung ist von der Handwerkskammer in Wiesbaden (HWK) anerkannt. Schließen die Teilnehmer die Bildungsmaßnahme erfolgreich ab, erhalten sie ein Zertifikat, mit dem sie ihre Qualifizierung formal nachweisen können. Damit können sie sich auf dem ersten Arbeitsmarkt bewerben und haben bessere Chancen, eine Arbeitsstelle außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu finden und ihr Arbeitsleben selbstbestimmt zu gestalten.